In meinem ersten Artikel habe ich davon berichtet, dass ich mich aktiv mit meinen Kindern mit dem Thema Medienbildung beschäftige. In diesem Artikel beschreibe ich, warum meine Haltung als Elternteil elementar wichtig ist und beschreibe die ersten Schritte, die ich gemeinsam mit meiner Tochter gegangen bin.
Unsere Haltung als Eltern
Bei der Mediennutzungsthematik geht es mir nicht unbedingt um eine technische Sicht der Dinge (welche app ist sicher genug für mein Kind?), genauso wenig geht es mir um konkrete Hinweise und Anleitungen technischer Natur (kann jeder im Internet suchen oder sich Videos anschauen).
Als Elternteil ist es mir viel wichtiger eine Haltung zu entwickeln und anzuerkennen, dass wir in einer digitalisierten Gesellschaft leben und da gehören inzwischen Smartphones als selbstverständliche Begleiter dazu. Smartphones in den Schulen sind aber in der Regel nicht gern gesehen und meistens verboten, dennoch bekommen unsere Kinder irgendwann das erste Smartphone und von da an sollen sie mehr oder weniger die benötigten Fähigkeiten selbständig erlernen.
Wenn ich eine 24-Stunden-Uhr eines normalen Tages meines Kindes betrachte, kann ich 3 grobe Phasen erkennen:
Schlafen, Schule und Freizeit.
Ich nehme an, dass unsere Kinder und wir während der Schlafenszeit schlafen wollen und Handys entweder ausgeschaltet oder im Flugmodus sind.
Während der Schulzeit gelten die schulischen „Regeln für den Umgang mit digitalen Endgeräten (kurz „Handy-Ordnung“)“ der Schule. Hier ist das Mitführen eines digitalen Gerätes zwar erlaubt, aber „der Betrieb bzw. die Benutzung solcher Geräte den Schülerinnen und Schülern während der Unterrichtszeit und in den Pausen am Vormittag mit Betreten des Schulgeländes grundsätzlich untersagt.“ Das bedeutet de facto ein „Smartphone-Verbot“ in der Schule. Daher, um eventuelle Schwierigkeiten mit Lehrern und mit der Schule zu vermeiden, hat meine Tochter das Smartphone nicht mit dabei.
Am Ende bleiben dann ungefähr 7 Stunden Freizeit zur Verfügung. In dieser Zeit können sich die Kinder mit dem Thema Smartphone, Internet, Social Media, etc. und mit den unterschiedlichsten Themen, die in diesem digitalen Universum einen Raum bekommen, beschäftigen und Erfahrungen sammeln.
Wenn ich der Situation mit Angst begegne, sehe ich mindestens 2 Konflikte:
- Ich würde wohl gerne wissen, was man Kind in dieser digitalen Welt so tut, kann das aber nicht allumfassend überblicken und
- Ich bin in einer analogen, linearen Welt aufgewachsen, die nicht der Welt meiner Kinder entspricht.
Damit wir, als Eltern und Vorbild, unsere Kinder und andere beim Thema Medienbildung gut begleiten können, benötigen wir zunächst einmal eine positive Haltung gegenüber den Medien und der Technik.
Die moderne Technik ist Teil unseres Alltags. Wir kaufen online ein, wir kommunizieren über soziale Medien und per E-Mail, konsumieren Audio- und Video-Material online und suchen auch online nach Informationen. Da aber wir die Technik dahinter nicht so ganz verstehen (teilweise auch bedingt durch eine komplexe Ausgestaltung der Medienbetreiber) nehmen wir oft eine Haltung der Angst und Skepsis ein. Wer will schon von der Technik kontrolliert werden?
Ich kann mich mit Skepsis und Angst zu dem Thema positionieren und dabei quasi „nur“ hoffen, dass die ganzen Probleme da draußen nicht mein Kind treffen. Diese Haltung hilft mir aber nicht Probleme anzugehen, Themen im Voraus anzusprechen und auch nicht die Zukunft und meine Wege selbstständig zu gestalten, denn diese Haltung blockiert mich und mein Handeln. Wenn ich eine negative Haltung gegenüber Medien entwickle und diese auch meinem Kind vorlebe, dann schadet meine Haltung vermutlich mehr der Entwicklung meines Kindes und seinem Zugang zu diesen Medien als dass es sie fördert und begleitet.
Gerade weil es in Zukunft wichtig sein wird, die Technik zu verstehen, um die eigenen Möglichkeiten und Wege selbständig zu gestalten, um nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu produzieren und zu gestalten, ist es wichtig eine positive Haltung zu entwickeln.
Die Entwicklung der digitalen Welt macht es möglicher denn je, dass wir als Individuen die Gesellschaft mitgestalten. Eine positive Haltung addiert zu der kontinuierlichen Begleitung durch einen Erwachsenen eröffnet meinem Kind die Möglichkeit Veränderungen und Neuem mit Freude und Interesse zu begegnen und die ihnen innewohnenden Chancen zu erkennen.
Abgleich mit der Realität
Aber sind sowohl mein Kind als auch ich bereit für das Smartphone?
Uns beiden war klar, wenn wir jetzt zu dem Schluss kämen, dass wir beide soweit wären, dann würde es konkret bedeuteten, dass meine Tochter jetzt reif für ein Smartphone ist und dann wird sie online sein mit der ganzen schönen, bunten und gefährlichen Vielfalt, die es online gibt.
Dazu kommt, dass ich – da meine Tochter 10 Jahre alt ist – für viele Sachen faktisch der „Nutzer“ verschiedener apps sein werde. Ich bin in der Pflicht mir über meine Vorbilderrolle Gedanken zu machen.
Gemeinsam mit meiner Tochter beantworteten wir dazu die Checkliste „Ist mein Kind reif für’s erste eigene Smartphone?“ von der Initiative „SCHAU HIN!“
Nach spannenden Auseinandersetzungen zu dem Thema konnten wir feststellen, dass manche Themen komplett unbekannt waren. Nun entschieden wir:
- mit den Basics der Telekommunikation und den Kosten anzufangen und
- einen Mediennutzungsvertrag abzuschließen
Darüber berichte ich in meinem nächsten Artikel.
Kennt ihr so etwas wie die Checkliste? Was denkt ihr über die Haltung?
Ich freue mich auf den Ideenaustausch mit euch und andere Erfahrungswerte, die uns allen weiterhelfen können. Schreibt in den Kommentaren eure Gedanken, ich freue mich riesig darüber.