Ende 2019 hatte ich angefangen, das abgelaufene Jahr als Blog-Artikel Revue passieren zu lassen. Es machte mir Spaß zu sehen, wie viele Erfahrungen (gute und schlechte) einen begleiten und was wir jeweils daraus machen.
Ich habe mich nun entschieden dies zu tun, quasi als eine Art persönliche Reinigung für ein sehr, sehr anstrengendes Jahr.
Januar
Dem Januar hatte ich der Medienbildung gewidmet. Meine Tochter hatte zu Weihnachten ein Smartphone bekommen und wir versuchten uns gemeinsam dem Thema Medienbildung anzunähern.
Ursprünglich wollte ich mit dem Thema mehr Personen erreichen, ich bemerkte aber, dass die Resonanz nicht so war, wie ich es mir erhofft hatte.
Die intensive Zeit im Januar stellte sich als wichtig heraus, besonders für die Zeit des „Homeschooling“. Meine Tochter und ich haben uns so kontinuierlich mit der Auseinandersetzung mit Medien beschäftigt.
Auch im Januar fand der jährliche Workshop von Latinka e.V. statt, physisch und vor Ort. Zu dem Zeitpunkt war Corona so weit weg für mich, dass wir nur darüber Witze machten. Wer hätte gedacht, dass solche Arten von Treffen in 2020 die Ausnahme bleiben würden?
Februar
Im Februar und kurz vor dem Lockdown durfte ich zum ersten Mal, im Auftrag von Latinka e.V., in meine Heimat Peru fliegen, um unsere Sozialprojekte vor Ort zu besuchen und die Partnerschaften zu stärken.
Ich hatte eine super intensive Woche, in der ich mir unsere Projekte in Lima und in Trujillo anschauen konnte und die peruanische Realität mit eigenen Augen sehen und spüren konnte. Ich durfte auch das Seminar „Soluciones Basadas en la Naturaleza en el Perú“ moderieren und unser gemeinsames Projekt mit Ficus Perú der Öffentlichkeit vorstellen.
Rechtzeitig vor dem Herunterfahren des Flugverkehrs konnte ich wieder die Heimreise antreten. Corona war schließlich zu dem Zeitpunkt eine Realität geworden.
März
Ich bin seit langem ein Unterstützer des Remote Arbeitens, denn für mich ist das Büro ein weiteres Tool, um unsere Arbeit zu verrichten, aber nicht der physische Ort, wo Arbeit getan wird. Ich rechnete aber nicht damit, genauso wenig wie viele andere, dass es so plötzlich kommen würde, auch nicht dass es so lang andauern würde. Mein neues Büro musste zuerst im Esszimmer improvisiert werden. Ich bin froh, dass unsere Wohnung groß genug ist, so dass ich nach wenigen Wochen in ein anderes Zimmer umziehen konnte. Nun hat sich die Lage stabilisiert und ich habe mir daheim ein Arbeitsbüro einrichten können. Es gibt Tage, an denen ich das Haus gar nicht verlasse und der Kontakt zu Menschen fehlt mir definitiv, aber die Möglichkeit ergebnisbasiert, zeit- und ortsunabhängig arbeiten zu können, ist einfach unbezahlbar. Nach dieser Pandemie wird sich einiges verändert haben.
Dieser Monat war super spannend. Es begann mit der Veröffentlichung eines sehr persönlichen Interviews für das Projekt #IchBinDeutschland von Martin Wolfert. Wenige Tage später kam der Lockdown und die Schließung der Schulen.
April
Während des 1. Lockdowns probierte ich so viel wie möglich aus.
Die Zeit machte uns erfinderisch:
- Wir nutzten die Chance eines Rohrbruches an der Wand, um unser Familienleben sichtbar zu organisierten
- Mein Schwiegervater wurde Englisch- und Gitarrenlehrer meiner ältesten Tochter
- Meine jüngste Tochter hatte digitalen Gebärbensprachunterricht
- Meine Frau organisierte Tanzräume der besonderen Art und die ganze Familie tanzte im Wohnzimmer mit
- Und ich nutzte die Chance des Home-Schoolings, um digitale Kompetenzen an 11jährige zu vermitteln
Mai
Nach dieser so intensiven Zeit war der Mai ein schwieriger Monat. Ich war ausgelaugt und hatte viel zu viel gegeben. Meine Batterien waren leer. Auch die Diagnose, dass meine jüngste Tochter bald ein Cochlear Implantat (CI) benötigen würde, hat unser Familienleben auf den Kopf gestellt.
Juni
Da aber die Zeit nicht still bleibt, das Leben weitergeht und die Schulen und Kindergärten tatsächlich wieder für Entlastung sorgten, konnte ich mich wieder vollständig auf ein Arbeiten im Home-Office-Modus fokussieren und auch im tollen Projekt #wirfürschule mitwirken.
Juli
Meine Frau und ich stellten fest, dass die Pandemie-Monate sehr anstrengend für uns als Paar waren. Die Fokussierung auf die Kinder und auf unsere Verpflichtungen hatten ihre Spuren hinterlassen. Zum Glück sind wir ein gutes Team. Dennoch braucht unser Liebesfeuer kontinuierlich Nahrung und inspirierende Impulse.
Wir starteten ein Paar-Coaching mit der wunderbaren Susanne Hotz Susanne Hotz – Home (bindung-und-beziehung.de), die uns Impulse für unser Paar- und Familien-Leben auf den Weg gibt.
August
Deutschland, die Mitte des Sommers, Urlaubsgefühle. Das heilige Thema „Urlaub“ und „Freiheit“ beschäftigte mich sehr. Ich entschied mich einen Artikel zu schreiben und meinen Gefühlen in dieser Pandemie-Zeit freien Lauf zu lassen. Sommer in Deutschland bedeutet Winter in Perú. Da ich „An beiden Ufern“ lebe, war meine persönliche Einstellung zur Gesamtsituation nicht einfach.
Der meistkommentierte Artikel von mir in 2020. Die Resonanz hat mich sehr gestärkt. um wahrzunehmen, dass ich nicht alleine bin. Danke dafür!
September
Vor einigen Jahren dachte ich, dass meine Kinder in Peru zur Schule gehen würden.
- Im September begleitete ich mein 2. Kind zu der Einschulungsfeier, in Deutschland.
- Ich wollte ursprünglich in Deutschland nur für 5 Jahre bleiben. Im September feierte ich nun 20 Jahre Deutschland.
Das ist gut so!
Oktober & November
Beide Monate standen im Fokus von meinem Podcast-Projekt mit Tanja Scheffler. Zuvor aufgenommene Interviews mussten geschnitten, bearbeitet, geplant und veröffentlicht werden. Wir sprachen in unserem #Podcast „Diaspora Talk“ mit spannenden Persönlichkeiten und die Zuhörer erfahren mehr über global denkende Menschen, die einen lokalen Beitrag in der Heimat für eine bessere Welt in den unterschiedlichsten Lebensbereichen leisten.
#41 mit Septi und Diyah, Muhammadiyah Deutschland e.V. – Diaspora Talk Podcast
In 2021 geht #DiasporaTalk weiter!
Außerdem verliert im November Donald Trump die Wahl. Ein gutes Signal für die Welt.
Dezember
Geschafft!
Die Feststellung, dass Ich im Lauf des Jahres viel zu viel online war. Ich habe die Tools super produktiv genutzt, neue remote Moderations-Techniken gelernt und erfolgreich ausprobiert. Ich habe meinen Podcast gemacht, mich als Eltern-Medienmentor weiter ausgebildet für eine bessere Medienbildung für Groß und Klein und gefühlt eine Trillion Stunden in Videokonferenzen und digitalen Tools verbracht.
Nun war es Zeit die Geräte komplett ohne Ausnahme auszuschalten und „Digital Detox“ zu machen. Ich war sehr erschöpft und müde.
Ich war 1 Woche offline, richtig offline.
Es war köstlich 1 ganze Woche nur Zeit für mich und meine Familie zu haben!
Fazit
Ich hätte nie gedacht, dass ein Jahr so viel von mir abverlangen würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so weit aus meiner Komfortzone herausbegeben würde. Es hat sich gelohnt diesen Rückblick zu schreiben, um dies zu bemerken.
Denn meine Überzeugung bleibt weiterhin: wenn wir immer in Bewegung bleiben und Neues ausprobieren, dann wird die Welt eine Bessere für uns alle, mit oder ohne Corona.
Schreibt mir gern einen Kommentar, wie es für Euch 2020 war. Bin gespannt auf eure Erkenntnisse. Danke!.