25 Jahre Deutschland – Offiziell Doppelstaater – inoffiziell schon immer.

25 Jahre Deutschland – Offiziell Doppelstaater – inoffiziell schon immer. Endlich bin ich offiziell, was ich schon lange lebe: peruanerdeutsch.

„Warum bist du eigentlich noch nicht Deutsch?“

Diese Frage habe ich in den letzten Jahren unzählige Male gehört.
„Du bist doch schon so lange hier – warum bist du noch nicht Deutsch?“

Und jedes Mal musste ich erklären, dass es gar nicht so einfach war. Die deutsche Gesetzgebung erlaubte bis vor kurzem keine doppelte Staatsangehörigkeit.

Ich hätte mich entscheiden müssen: Peru oder Deutschland.

Doch eine Entscheidung gegen Peru wäre eine Entscheidung gegen einen Teil von mir gewesen.
Und das wäre eine Aberkennung meines Ichs gewesen.


Identität ist kein Formular

Ein Pass ist bloß ein Stück Papier. Aber er symbolisiert mehr: Identität, Zugehörigkeit, Freiheit.

Für mich bedeutet er: Ich bin nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch.

  • Meine Kindheit in Peru prägt mich.
  • Mein Leben, mein Engagement und meine Familie in Deutschland prägen mich.
  • Zuhause sprechen wir drei Sprachen: Deutsch, Spanisch und Gebärdensprache.
  • Meine Kinder sind deutsch-peruanisch – genauso wie ich es jetzt offiziell bin.

„Nur Deutsch“ zu sein, hätte sich angefühlt wie ein Verlust. Doppelstaater? Klingt zwar ein bisschen nach Fußball, beschreibt aber ziemlich gut, was es ist: Wir starten von zwei Orten gleichzeitig – und unsere Wurzeln wachsen dadurch tiefer, breiter und vielfältiger.


Mehr als nur ein Unterschied am Flughafen

Natürlich habe ich es sofort ausprobiert: Mit deutschem Pass durch die EU-Schlange am Flughafen.
Ein neues Gefühl. Spannend – und gleichzeitig bitter.

Denn es zeigt, wie willkürlich die Welt ist. Der gleiche Mensch – aber mit zwei unterschiedlichen Pässen – wird völlig unterschiedlich behandelt. Ein Pass kann Türen öffnen oder schließen.

Ein überfälliger Schritt

Mit dem Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts hat Deutschland endlich anerkannt:
👉 Wir sind ein Einwanderungsland.
👉 Identität lässt sich nicht ein Entweder-Oder darstellen.
👉 Zugehörigkeit darf mehrschichtig sein.

Andere Länder machen das seit Jahrzehnten. Deutschland hat jetzt einen Schritt in Richtung Gerechtigkeit gemacht.

Und an alle, die im Mainstream von „Verramschung“ reden: Prüft bitte einmal ehrlich, ob ihr selbst die Kriterien erfüllen würdet. Einen deutschen Pass bekommt man nicht geschenkt. Es ist weiterhin ein harter, langer Weg.


Ein persönlicher Meilenstein – ein gesellschaftlicher Auftrag

Für mich bedeutet die doppelte Staatsbürgerschaft: mehr Freiheit.
Für unsere Gesellschaft bedeutet sie: mehr Anerkennung.

➡️ Unsere Geschichten haben Platz.
➡️ Unsere Erfahrungen sind wertvoll und bereichernd.
➡️ Wir müssen nicht länger künstlich zwischen „hier“ und „dort“ zerrissen werden.

Und genau darin liegt der Auftrag: Eine Gesellschaft aufzubauen, die nicht in Papieren denkt, sondern in Menschen.


25 Jahre in Deutschland. Offiziell peruanerdeutsch.


Offiziell Doppelstaater – inoffiziell schon immer.

Und vielleicht sollten wir in der Migrationsdebatte viel öfter sagen:
Es geht nicht darum, eine Seite zu verlieren.
Es geht darum, beide Seiten zu leben – und anerkennen zu lassen.

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